Alles für die Katz

Alles für die Katz

Heute gehe ich an den Strand. Da ist immer was los. Die Barbesitzerin Angie, eine Lokalbekanntheit, spielt mit den „Elektronischen Unterhosen“ Coversongs und alle sind wieder da. Biggi, die geschmeidige Yogalehrerin tanzt schon vor der provisorischen Bühne, Dieter, der auch im Januar barfuß läuft, John der mein Haus gestrichen hat und ansonsten für die für die hiesigen Makler Drohnen Aufnahmen produziert und zum Glück sehe ich auch meinen Elektriker, den ich schon länger mal sprechen wollte.

„Geht’s Dir gut, hast Du schon eine Katze?“ … fragt mich Jim, als wäre das eine nicht ohne das andere möglich. „Ja,“ antworte ich, “genaugenommen füttere ich jetzt 2 Katzen.“ Jim schmunzelt und klopft mir anerkennend auf die Schulter. „Eine Katze zu haben heißt: Du bist angekommen in Griechenland!“

Zunächst freundete ich mich mit Orlando, dem rotmellierten, strubbeligen alten Kater an, der angeblich schon seit Beginn des Baus unseres Villages, also seit mehr als 12 Jahren, durchs Dorf streift. Schmuseeinheiten bekommt er von der alten Sally, die nächstes Jahr 100 wird und nicht mehr aus ihrem Stuhl hochkommt. Das erklärt warum Orlando mehr als an Streicheleinheiten an Futter interessiert ist. Das bekommt er jetzt von mir.

Es dauerte ein paar Wochen, bevor er auf seinen Streiftouren das Futter Schüsselchen entdeckte, das ich auf meiner Terrasse platziert hatte. Und es dauerte dann ein paar Tage länger, ehe er meine Gegenwart bei der Futteraufnahme akzeptierte und sich schließlich streicheln und auch die Zecken entfernen ließ. Mittlerweile besucht er mich morgens und abends und verlangt lautstark nach der Hühnchen Makrelenpaste aus Lidls Hochpreissegment.

Wenn Orlando nicht gerade ums Haus schleicht, schaut Sky ab und an vorbei. Sky ist eine sehr scheue, schlanke graue Katze, die immer auf der Hut ist und sich völlig lautlos bewegt. Das erste Mal sah ich Sky eines Morgens auf der Terrasse. Ich hatte vergessen meinen Ohrensessel nachts reinzustellen und Sky hatte ihn für ihr Nachtlager okkupiert. Sie schlief noch ganz fest und so konnte ich sie aus der Nähe genau studieren. Irgendwann fing sie dann an sich genüsslich zu rekeln und zu strecken und als sie mich entdeckte, schoss sie wie der Blitz davon. Mit der Zeit gewöhnte auch sie sich an das Futter, blieb aber äußerst scheu. In Windeseile frisst sie ihr Futter Schüsselchen leer und verschwindet, sobald ich mich nähere. Ist die Schüssel wieder gefüllt und ich wieder ums Eck verschwunden, dauert es keine 10 Sekunden, bis sie gierig die nächst Ration verdrückt.

Ich mag es gerne, wenn mich die Katzen auf ihren Patrouillengängen besuchen. Katzen sind mir lieber als Mäuse, Schlangen und sonstiges Getier, das sie auf Abstand halten oder mir auch schon mal als Gastgeschenk, bisher Gottseidank im leblosen Zustand, mitbringen. Eine Katze zu haben ist hier also durchaus nützlich und es gibt auch jede Menge davon.

Allein in unserem kleinen Village leben 36 Katzen und damit mehr als doppelt soviel wie ständig hierlebende Einwohner. Alle Katzen haben Namen, auf die sie hören. Manche haben auch mehrere Namen, weil sie es dank ihres Mitleid erregenden Miauens von der zentralen Katzensammelstelle in eins oder mehrere der Häuser geschafft haben, wo sie dann exklusiv oder zusätzlich versorgt werden. So heißt Tabea beispielsweise auch Xenia, wenn sie von Manfred im Sommer so genannt und versorgt wird, solange er sein Feriendomizil bewohnt. Manfred hat schon 2 Katzen adoptiert und nimmt sie mit nach Österreich, wenn er wieder nach Hause fährt. Das ist dann jedes Mal das gleiche Drama, weil die Katzen lieber hierbleiben wollen und trotz Baldrian, das sie ins Futter gemischt bekommen, ausbüchsen, sobald Manfred mit dem Katzenkäfig kommt. Dann geht das ganze Dorf auf Katzenfang, damit Manfred seine Fähre nicht verpasst.

Deswegen darf Xenia auch dableiben, weil der Stress mit 2 griechische Katzen nach Österreich zu reisen schon immens ist.

Nach Manfreds hektischer Abreise kümmert sich dann wieder Sarah um Xenia. Bei Sarah hört Xenia dann wieder auf Tabea. Sarah kümmert sich dann liebevoll um Tabea und an kalten Winterabenden bekommt Tabea neben ihrem Futter auch eine Wärmflasche in ihren kuscheligen Schlafplatz gesteckt. Dann macht sich Sarah mit einem Rucksack voll Futter, Tropfen und Antibabypillen auf zur Katzensammelstelle. Die Katzensammelstelle auf dem Weg zum Strand besteht aus mehrreihigen 3-stöckigen Katzenboxen, die dort von den Miau Leuten betreut werden. Die 25 Katzen, die hier leben, werden 2-mal täglich mit Futter und Medikamenten versorgt und sollte sich eine neue Katze hier einfinden, wird sie nach Möglichkeit gefangen und der Tierärztin zur Kastration überführt.

Finanziell unterstützt wird das Ganze vom Marti Bartlett Memorial Fund. Die Dame hat, bevor sie das Zeitliche segnete, zum Leidwesen ihrer Erben, alles für die Katz (-en) gegeben.

Robin

Geboren um zu leben

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